Karl-Heinz Vehring, Kiveling (aus der Festzeitschrift der Kivelinge im Mai 1987)
10 Jahre Sektion Feldherr Spinola
Im Kivelingsjahr 1987 kann die Sektion Feldherr Spinola ihr 10jähriges Jubiläum feiern. Es war August 1977, als sich sieben junge Leute aus Lingen entschieden, in den Kivelingsverein einzutreten und eine neue Sektion zu gründen.
Auf der ersten Sektionsversammlung wurde die Entscheidung über den Sektionsnamen getroffen: Mit einer Mehrheit von 5 : 2 Stimmen konnte sich der Name ,,Feldherr Spinola" gegenüber ,,Bernd Rosemeyer" durchsetzen.
Ambrosius Spinola war ein spanischer Feldherr, der 1605 im spanisch-niederländischn Krieg Lingen eroberte, das bis dato zum Herrschaftsbereich der Holländer unter Moritz von Nassau gehörte. Unter der Herrchaft Spinolas trat innerhalb der Stadt Lingen eine erhebliche Wandlung auf fast allen Gebieten ein: So wurde unter anderem die Bonifatius-Kirche gründlich überholt, das Schulwesen neu organisiert und die Straßen, die in einem sehr schlechten Zustand waren, repariert. Auch wurde unter Spinola ein zweimal wöchentlich stattfindender Markt eingeführt, der bis heute in der Stadt Lingen als Wochenmarkt ausgerichtet wird. Ambrosius Spinola war einer der tapfersten und größten Feldherren seiner Zeit. Er galt als begabter Politiker, Lehrer und Ingenieur, der um das Wohl der Lingener Bevölkerung besorgt war. So war denn die Wahl seines Namens für die Sektion bestimmt kein Fehlgriff.
Die erste Bewährungsprobe für die Sektion stellte das Kivelingsfest 1978 dar. Aufgrund kurzer Vorbereitungszeit und mangelnder Erfahrung beschränkten sich die Aktivitäten bei diesem Fest auf Kinderbelustigung und Unterstützung anderer Sektionen.
Das Anliegen der Sektion Feldherr Spinola war von Anfang an, auch die Zeit zwischen den Festen für sinnvolle Aktivitäten im Dienste der Lingener Bevölkemng zu nutzen. Die erste sektionseigene Aktivität diesbezüglich war die Ausrichtung eines Fahrradgeschicklichkeitslaufes in Zusammenarbeit mit dem Städtischen Verkehrsamt. Ziel dieser Aktion war es, den 8-15jährigen Kindern verkehrssicheres Verhalten näherzubringen (LT-Artikel vom 12.11.79).
Das Jahr 1980 ist in den Aufzeichnungen nur durch vier Eintragungen verzeichnet. Dies mag wohl Ausdruck der Schwierigkeiten sein, die die Sektion 1980 erlebte. Nachdem nämlich die Sektion erfreulicherweise bis Ende 1979 auf elf MitgIieder gewachsen war, kam im April 1980 der Einbruch: Sechs Mitglieder verließen geschlossen die Sektion (sie standen kurz vor ihrem Abitur).
Doch schon im Juni desselben Jahres ging es wieder bergauf. Der Rest der Sektion konnte zu einer Gruppe drei Jahre jüngerer Schüler Kontakt aufnehmen und ihr Interesse für den Kivelingsverein wecken. Im November 1980 wurden die ersten drei ,,Neuen" in die Sektion aufgenommen, zu denen ich damals auch gehörte. Noch vor dem Kivelingsfest 1981 konnte die Sektion ,,Feldherr Spinola" durch weitere Neuaufnahmen aus der gleichen Schülergruppe auf 10 Mitglieder anwachsen.
Wettfahrt der Kivelingssektionen auf der Ems 1980
Wir einigten uns damals, das Kivelingsfest 1981 zusammen mit der Sektion ,,Fättmännkes Noahdriever" durchzuführen. Diese Entscheidung erwies sich für uns als vollkommen richtig, erhielten wir doch wichtige Hinweise für die Organisation einer solchen Großveranstaltung und zugleich Motivation, beim nächsten Fest selbst ein perfektes Kivelingsvolksfest zu organisieren. Besondere Attraktion auf dem damaligen Fest war unser, von beiden Sektionen gemeinsam mit viel Arbeits- und Zeitaufwand gebautes, großes Stadttor, das auf dem Marktplatz zwischen den Geschäften Engbers und Harmeling aufgestellt war. Auch das gemeinsame Feiern der beiden Kivelingsbälle war eine gelungene Sache.
Rückschauend können wir heute jeder neuen Sektion empfehlen, das erste Fest zusammen mit einer erfahrenen Sektion auszurichten.
Das Jahr 1981 war nicht nur in bezug auf das Kivelingsfest für die Sektion sehr erfolgreich: So gewannen wir am 09.05.81 das traditionelle Hallenfußballturnier der Kivelinge. Am 15.05.81 trafen wir uns erstmals mit den Alt-Spinolisten, frühere Kivelinge, die sich in den 50er Jahren in einer Sektion zusammengefunden hatten, die ebenfalls den Namen ,,Feldherr Spinola" trug und die heute größtenteils Mitglieder im Bürgerschützenverein Lingen sind. Aufgrund dieser Verbundenheit und des guten Anklangs des ersten Treffens, wird ein solches seit 1981 einmal im Jahr wiederholt. Die wichtigste Aktion des Jahres war für uns allerdings die Einweihung unseres Sektionhauses (verbunden mit einer großen Party am 28.11.81). Mitte des Jahres war das Haus der Sektion bis auf weiteres zur Verfügung gestellt worden. Mehrere Monate hatten wir Renovierungsarbeiten ausführen müssen, bis wir nun der Öffentlichkeit unsere gute Stube präsentieren durften. Zur Fete waren nicht nur viele Kivelinge, sondern auch Freunde und Bekannte aus der Stadt erschienen. Das Spinola-Haus, diese Bezeichnung des Sektionshauses setzte sich schnell durch, befindet sich an der Straße ,,Am Pulverturm" hinter der Volkshochschule. Es wird genutzt für Sektionsversammlungen, Kivelingstreffen, Privatfeten und einmal im Jahr für die mittlerweile schon obligate Abiturs-Fete. Leider mußten wir vor einem Jahr den schönen, zum Haus gehörenden Garten abgeben; dennoch hoffen wir, auch weiterhin mit dem Spinola-Haus der Lingener Jugend einen Raum zum Feiern bieten zu können, die diese Möglichkeit in den eigenen vier Wänden nicht besitzt.
Grillfeier im Garten des Spinolahauses 1981
In den Jahren 1982 und 1983 erweiterte sich die Sektion auf 15 Personen, so daß wir in der Lage waren, für das Kivelingsfest 1984 eine größere Veranstaltung vorzubereiten. Als Ort dafür wählten wir den Alten Schulplatz. Doch noch vor dem Fest hatten wir als Sektion unseren größten Auftritt in der Öffentlichkeit:
gemeinsames Sektionsessen in der Alten Posthalterei 1983
Im November 1983 erhielten wir vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) die Zusage, am 25.01.84 die Rundfunk-Sendung ,,NDR 2-Plattenkiste" (eine Informationssendung mit viel Musik, werktags von 13-14 Uhr) gestalten zu dürfen. Da leider nur vier Personen in das Studio in Hamburg passten und Dagmar Berghoff als Moderatorin selbstverständlich dazugehörte, zumal sie an diesem Tag Geburtstag hatte, mußten wir uns auf drei Personen einigen, die für die Sektion in der Sendung Interessantes vortragen sollten. Dies war schnell getan, und nachdem wir dem NDR unsere 20 gemeinsam ausgesuchten Musikwünsche für die Sendung übermittelt hatten (wozu auch der Kivelingmarsch gehörte), fuhren wir am Mittwoch, dem 25.01.1984, mit sieben Leuten nach Hamburg.
NDR-2-Plattenkiste Januar 1984 in Hamburg
Ca. eine halbe Stunde warteten wir in der Eingangshalle des Norddeutschen Rundfunks, dann empfing uns Frau Berghoff, und Jörg Hartung, Jürgen Woltering und ich gingen mit ihr zusammen die Treppen hinauf in das Studio. Die anderen warteten unten und lauschten dem Radio, das vor ihnen aufgebaut worden war. Das Studio war wirklich sehr klein, so daß schon 4 Personen Mühe hatten, nahe genug an das Mikrophon zu kommen. Wir erzählten also etwas über die Kivelinge, die Sektion Feldherr Spinola, über Ambrosius Spinola und die Geschichte Lingens, über die Attraktivität der heutigen Stadt Lingen und luden Frau Berghoff zum Kivelingsfest Pfingsten 1984 ein. Nach der Sendung gab es erst einmal Kritik von den Kollegen, die unten gewartet hatten, aber letztlich mehr positive als negative. Dagmar Berghoff lud uns sieben dann noch auf einen Kaffee in die NDR-Kantine ein (da sie ja Geburtstag hatte und wir das ,,Geheimnis" gelüftet hatten). Wir erhielten vielerlei Reaktionen auf diese Sendung, die interessanteste aber war folgende:
Die Lingener Geschäftsleute traten an unsere Sektion heran und wollten uns für die Mitgestaltung eines historischen Spinola-Marktes gewinnen. Wir hatten nämlich in der Rundfunksendung berichtet, daß Spinola seinerzeit in Lingen den Wochenmarkt eingeführt hatte. Unsere Sektion fand die Idee der Veranstaltung eines Spinola-Marktes sehr gut und sagte die Teilnahme trotz Bedenken des Kivelingsvorstandes zu. Die Entwicklung hat gezeigt, daß diese Entscheidung richtig war: Der Spinola-Markt wurde bisher jedes Jahr wiederholt, und wir hatten wieder einmal die Möglichkeit, den Kivelingsverein als einen der ältesten Heimatvereine Deutschlands der Bevölkerung vorzustellen.
Spinolamarkt 1984
Das Kivelingsfest 1984 wurde für unsere Sektion zu einem vollen Erfolg. Der Alte Schulplatz war während der Pfingsttage ständig gut besucht, den Kleinsten konnte mit einer Riesenautobahn, den Älteren durch Musik und gute Atmosphäre viel Spaß vermittelt werden. Nicht zuletzt auch aufgrund der tollen Mitarbeit der Marketenderinnen (weibliche Begleitung) wurde das Volksfest in der Bevölkerung sehr positiv aufgenommen, und die Tanzbälle auf der Wilhelmshöhe konnten ausgiebig genossen werden.
Nach dem letzten Fest wuchs unsere Sektion nochmals an auf jetzt 18 Personen. 1985 und 1986 lagen unsere Aktivitäten neben Teilnahmen am Spinola-Markt, Altstadtfest und dem Kivelingsfußballturnier im sektionsinternen Bereich.
Das Kivelingsfest 1987 feiern wir wieder auf dem Alten Schulplatz wie vor drei Jahren. Da sich in der Zusammensetzung der Sektion kaum etwas geändert hat, hoffen wir auf ein ähnlich gutes Gelingen wie 1984, wofür wir den Tatendrang der Sektionsmitglieder und die Unterstützung von Petrus benötigen.
Unsere Sektionsmitglieder im Jahre 1987:
Georg Brüning, Jürgen Woltering, Bernd Borchert, Franz Borgel, Michael Linnemann, Jörg Hartung, Karl-Heinz Vehring, Christian Jansen, Ulrich Linnemann, Peter Miarka, Rainer Günther, Thomas Böckmann, Heinrich Kröger, Wolfgang Zumbeel, Christoph Böckmann, Christoph Humbert, Kurt Weber und Thomas Fischer.
traditionelles Fußballturnier der Kivelinge in der Kiesberghalle
in Lingen (mehrfach konnte der Siegerpokal bewonnen werden!)
Gruppenbild vor dem Spinola-Haus 1987
Hochzeitsfeier 1994